Pfadfinder-Trophäe 1979


Thema: "Erzeuger von Holzstreichinstrumenten".

Eigentlich entscheide ich mich in diesem Jahr für die Wertungsgruppe "Straßen, die auf eine Höhe von über 2000 Meter führen. Die "Erzeuger von Holzstreichinstrumenten" sollen die Zeit ausfüllen, in denen ich nicht in die Berge fahren kann. Kann ich ahnen, dass zu der Zeit, in der ich in den Alpen bin (Siegerehrung, Ende April) sogar die Straßen um 1000 Meter noch verschneit sind? Bleiben also die "Geigenbauer".

Vorbereitung

Wie im letzten Jahr liefert mir der dicke Wälzer "Wer liefert was?" wieder meine Ziele. Da einige Prüfungen und Praktika anstehen, wird mir wahrscheinlich nicht viel Zeit zum Punktesammeln bleiben.

1. Fahrt: "Eiszeit"

Am 26. April, 17:00 Uhr, direkt nach einem Praktikum, beginnt die Fahrt zur Siegerehrung. Erstes Etappenziel ist Kassel, wo ich Marion, meine Sozia, und Karl-Heinz und Ingrid treffe, die wegen Motorradfahrernachwuchs (in spe) mit dem Auto fahren werden.

Am nächsten Morgen geht's dann früh in Richtung Salzburg los. Wir haben zwar keinen Regen, jedoch ist es so kalt, dass wir trotz dickster Winterkleidung noch die Regensachen überziehen. In Erlangen trennen wir uns von unseren Auto fahrenden Freunden, um Geigenbauer in Möhrendorf, Baiersdorf und Bubenreuth aufzusuchen.

Eine Passantin gibt uns beim vorletzten Wertungsfoto einen "guten Ratschlag", als sie erfährt, dass wir von Dortmund nach Salzburg unerwegs sind. "Ein Motorrad ist doch fast so teuer wie ein Auto. Kauft Euch doch lieber ein Auto, das ist wärmer." Unseren Hinweis auf den Spaß des Motorradfahrens quittiert sie mit einem Kopfschütteln und dem Hinweis auf die Gesundheit. Wenn die jetzt wüsste, dass in dieser Minute Freunde von uns denselben Weg mit dem Auto fahren und noch drei freie Plätze haben, würde sie uns für total verrückt erklären.

Im weiteren Verlauf der Fahrt wird es immer kälter. Da weiß man eine heiße Tasse Kaffee erst recht zu schätzen. Sonst meide ich ja Autobahnraststätten, aber heute ist es für uns ein ganz gemütlicher, warmer Ort mit einem besonders köstlichen Kaffee - egal wie teuer.

Am späten Nachmittag erreichen wir Adnet. Heiß duschen und dann in Hallein schön zu Abend essen, und schon ist die Welt des Motorradfahrers wieder in Ordnung.

Am nächsten Tag erholen wir uns einfach im "Haus der Natur" in Salzburg. Abends findet in Adnet die Siegerehrung statt. Diesmal ist es besonders voll. Es stellt sich jedoch heraus, dass eine große Zahl der anwesenden Motorradfahrer gar nicht zur Pfadfinder-Trophäe gehört. Die haben die vielen Motorräder vor der "Post" gesehen und dachten, hier findet die große Sause statt. Schade, wir sitzen recht unglücklich und verstehen nicht sehr viel.

Sonntag und Montag genießen wir noch ein wenig die nähere Umgebung. Das unsichere Wetter lässt größere Alpenfahrten einfach nicht zu. So verlege ich Mittenwald auf den Sommer (dachte ich damals).

Dienstag geht es wieder nach Hause. Kaum sind wir losgefahren, da beginnt es zu regnen. Von der Grenze bis nach München geht der Regen in Schnee über, danach wieder in starken Regen. 600 der 650 Kilometer von Salzburg bis Kassel haben wir Regen und Schnee, dazu natürlich eisige Kälte. In Kassel setze ich meine Sozia ab und stärke mich noch mit heißen Getränken und einem Abendessen bei ihr. Danach erledige ich die restlichen 170 Kilometer bis Dortmund - jetzt ohne Regen, aber immer noch fürchterlich kalt. Könnt Ihr Euch denken, wie gut ein Jagertee tut???

2. Fahrt: "Mal eben"

Am 7. Mai scheint doch tatsächlich die Sonne. Ich überzeuge eine Komilitonin, zwischen zwei Vorlesungen mit mir eine Fahrt in die Dortmunder Innenstadt zu unternehmen, um dort ein Wertungsfoto von mir vor dem Haus eines Dortmunder Geigenbauers zu machen.

3. Fahrt: "Stadtverkehr"

Erst am 3. Oktober finde ich wieder Zeit für die Punktejagd. Mülheim, Düsseldorf und Köln sind meine Ziele. In Mülheim suche ich eine Viertelstunde nach einem Geigenbauer, um dann festzustellen, dass ich vor genau dieser Viertelstunde schon genau hier vor der Tür der Firma gestanden habe. Vielleicht sollte man, wenn man etwas sucht, nicht nur auf die Karte schauen!

In Düsseldorf finde ich den gesuchten Betrieb erst in dem Moment, als ich aufgebe und nach Köln fahren will. Köln finde ich dann recht nervig und beschließe nach nur einem Geigenbauer das Ende der heutigen Suche.

Die 6 Punkte dieses Tages sind die letzten, die ich mit meiner CB 400 F mache, denn 12 Tage später ist sie verkauft, und ich bin der Besitzer einer nagelneuen CB 550 F. Nicht dass jemand denkt, ich mache die alte Honda für die magere Ausbeute der letzten Tour verantwortlich! Es ist einfach ein gutes Angebot, und die alte Maschine hat ja schon 65000 Kilometer auf dem Buckel. Ich will mit der neuen Maschine so problemlos weiterfahren, wie es mit der 400er drei Jahre lang ging.

4. Fahrt: "Abschlussfahrt mit neuer Maschine"

Am 20. Oktober mache cih die Abschlussfahrt dieser Saison. Ich verbinde sie mit dem Besuch eines Freundes in Frankfurt. Auf der Hinfahrt fotografiere ich Geigenbauer in Taunusstein, Wiesbaden und Hoechst. Um diese Jahreszeit ist es schon recht frisch, aber ein paar heiße Getränke in Frankfurt machen mich wieder fit für weitere Punkte in Frankfurt und Offenbach.

Am nächsten Tag begleiten mich mein Freund und sein Mitbewohner mit seiner 250er MZ auf eine weitere Fahrt nach Nauheim und Heidelberg. Dumm für mich, als ich in Nauheim bemerke, dass mein 36er Film in Wirklichkeit nur ein 24er ist, schön aber, dass unser MZ-Fahrer grinsend in seine Tasche greift und eine weitere Kamera (mit Film) herausholt.

Als wir für unser letztes Foto schon eine viertel Sekunde Belichtungszeit benötigen, beenden wir die Tour, die trotz herbstlicher Temperaturen richtig Spaß gemacht hat.

Fazit und Ergebnis:

Das Wetter war in diesem Jahr nicht gerade mein Freund. Es gab nur eine Fahrt, auf der es nicht kalt war, und das war mit fünf Kilometern in die Dortmunder Innenstadt die mit Abstand kürzeste. Aber trotzdem blieb der Spaß an der Pfadfinder-Trophäe.

Immerhin habe ich auch in diesem Jahr wieder über 100 Punkte (genau 101) erreicht. Mit Platz 11 von 20 gewerteten Teilnehmern bin ich in dieser Wertungsgruppe genau im Mittelfeld gelandet. Mehr war für mich in diesem Jahr nicht zu machen.

Was bleibt? Die Vorfreude auf die nächste Saison und die Hoffnung auf mehr Zeit und besseres Wetter.